Sind Gratis- Bildagenturen eine Alternative zu professionellen Bildagenturen?
Häufig wird man während der Tätigkeit als Bildredakteur oder Grafiker mit Bildern aus günstigen-, Gratis-, oder Hobbybildagenturen konfrontiert. Zu diesen gehören istock, stockexchange, Shutterstock, fotocommunity.de, flickr.com und viele andere.
Aufgrund der permanent steigenden Qualität von Fotos der Hobbyknipser und den günstigen Preisen sind diese günstigen Bilder eine Verlockung für die berufliche Bildnutzung.
Vorsicht bei den günstigen Bildern von Royaltyfree Agenturen!
Hier ist allerdings Vorsicht geboten! Auch diese Bilder sind nicht ohne weiteres einfach einsetzbar. Es gelten die üblichen Urheberrechte und Rechte Dritter. Die Gratisagenturen entziehen sich oft der Verantwortung für die Rechteklärung in ihren Agbs oder aufgrund der Lokalität ihres Firmensitzes (Ursprungslandprinzip). Das heißt, dass auch wenn eine Webseite Gratisbilder anbietet, häufig unklar ist , ob die Bildrechte eindeutig geklärt bzw. überhaupt klärbar sind.
Auch Hobbyfotografen, die dort einfach ihre Bilder veröffentlichen sind sich sehr oft nicht bewusst, ob sie mit der Publikation der Bilder irgendwelche Rechte (Markenrecht, Persönlichkeitsrechte u.a.) verletzen. Zwar versichern sie (meistens) beim Upload ihrer Bilder durch die Anerkennung der Agbs, dass sie Eigentümer der Bilder sind und sonstige Rechte beachtet haben – allerdings lesen die wenigsten Hobbyfotografen jeden Punkt der Allgemeinen Geschäftsbedingungen durch oder verstehen diese (häufig in Fremdsprache) erst gar nicht. Im schlimmsten Fall nutzen sie dann, als quasi Endnutzer der Motive, ein Bild in einer breit angelegten Kampagne, dessen Rechte nicht geklärt wurden. Damit können Sie unter Umständen von den Rechteinhabern (unfreiwillig abgebildeten Personen, Markeninhaber von abgebildeten Produkten / Bauwerken / Kunstwerken) haftbar gemacht werden.
Die Konsequenzen einer unberechtigten Bildnutzung können von einer Unterlassungsklage bis hin zu strafrechtlichen Folgen (Schmerzensgeld etc.) erfolgen.
Umgang mit Fotocommunity, flickr und Co. braucht Zeit und will geübt sein!
Ein weiteres Problem liegt bei der Nutzung von Bildern aus Hobbyfotocommunitys. Zum einen reagieren die Fotografen oft wochenlang nicht auf die Anfrage zur potentiellen Bildnutzung oder sind zum anderen gar nicht an einer kommerziellen oder redaktionellen Verwendung ihrer Bilder interessiert. Auch treten häufig technische Probleme mit diesen Bildern auf, da sie oft nur in einer geringen Auflösung vorhanden sind bzw. schon durch diverse Grafikprogramme „verschandelt“ wurden, und somit für die professionelle Nutzung unbrauchbar sind bzw. mehr Arbeit investiert werden muss, als die antizipierte Geldersparnis eigentlich bringen sollte.
Auch wissen die Hobbyfotografen oft nicht, wie sie das Bereitstellen ihrer Fotos berechnen können, da sie dies ja nicht als Beruf ausüben.
Tipps für die Nutzung von Hobbybildern
Tipp 1: Rechte klären bzw. klären lassen
Sollte ein Bild aus einer Hobbycommunity genutzt werden, müssen unbedingt die Rechte geklärt sein und die Erlaubnis des Fotografen schriftlich eingeholt werden. Nützlich sind dabei sogenannte „Verzichtserklärungen“. Damit übergibt der Fotograf sogenannte Verwertungsrechte.
Tipp 2: Bilder ordentlich bezahlen
Zudem ist es wichtig, dass auch die Hobbyknipser eine angemessene Vergütung für die Bereitstellung ihrer Verwertungsrechte bekommen. Ansonsten können diese rein theoretisch nach Veröffentlichung ihrer Bilder (besonders bei der werblichen Nutzung) ein „angemessenes Honorar“ nachfordern (Bundesgerichtshof Urteil I ZR 38/07)!
Die Vergütung orientiert sich an den normalen Honoraren für diese Nutzungszwecke –
Hierzu kann man bei professionellen Bildagenturen wie Corbis oder getty eine entsprechende Nutzung kalkulieren lassen und sich dann daran grob orientieren.
Tipp 3: Daten testen nicht vergessen!
Außerdem hilfreich ist es die Feindaten, das rohe Bildmaterial sich vorab vom Fotografen schicken zu lassen, um technischen Problemen vorzubeugen.
Tipp 4: Keine Zeit verplempern und mit Alternativen vorsorgen!
Da bei der professionellen Bildersuche Zeit ein sehr wichtiges Kriterium ist, sollte man bei einer möglichen Nutzung von Hobbyfotos parallel in professionellen Stockagenturen (link) nach Alternativen gesucht werden, um evtl. zeitliche Engpässe zu vermeiden.
Resümee:
Man muss zugeben, dass diese Bilder auch eine kostengünstige Alternative zu den oft überteuerten Bildern von Stockagenturen bieten. Jedoch sollte man diverse Dinge beachten, um nicht in rechtliche Schwierigkeiten zu gelangen. Auch der Faktor Zeit sollte immer im Blick behalten werden. Wenn genügend Zeit für eine ordentlich Rechteklärung vorhanden ist, kann man ganz gute Bilder zu günstigen Preisen bekommen und so den ein oder anderen Hobbyfotografen stolz machen, wenn er sein Motiv veröffentlich sieht.